Interviews zur Vereinsgeschichte des TuS Driedorf
An dieser Stelle findet ihr Interviews zur Vereinsgeschichte des TuS Driedorf.
1. Hans Dapper -
Aktiver Sportler in den 50er Jahren
2. Hans-Joachim "Bubi" Hartmann - Pokalheld der Siegermannschaft 1973
„Schiedsrichter hatten damals wenig zu sagen“
TuS News: Hans, seit wann bist du für den TuS
Driedorf aktiv?
Hans Dapper: Ich bin seit Anfang der
50er Jahre, 1951/52, für den TuS Driedorf aktiv.
TN: Hast du in deiner Anfangszeit beim
TuS selbst Fußball gespielt?
HD: Ja, angefangen habe ich in den
50ern in der Driedorfer A-Jugend. Allerdings war das Fußball spielen damals
nicht so gut organisiert wie heute. Es war eher eine Art „gebolze“ damals.
Später habe ich noch in der 1b und in der 2. Mannschaft gespielt. Zum Ende
meiner fußballerischen Karriere habe ich noch für die Alten Herren die Schuhe
geschnürt. In der 1. Mannschaft habe ich allerdings nicht gespielt. Aber so
verrückt Fußball zu spielen wie meine Söhne, war ich allerdings nicht.
TN: Kannst du mir auch noch ein paar
deiner früheren Mitspieler nennen?
HD: Ja, da gab es natürlich viele,
wobei Namen für mich eigentlich nur Schall und Rauch sind. Aber unter anderem
waren dabei: Alois Plescher, Klaus Jänisch, Helmut Menschik, Eberhard Henrich,
Franz Topitsch – alle aus den Alten Herren. Aus der Jugend waren es z. B.
Hans-Peter Jänisch, Kurt Rübsamen, „Beppi“ Hofmann, Horst Braun, Edwin Mädler
und auch der Kalli. Kalli hat aber nicht lange gespielt. Aber wie gesagt,
das sind natürlich nur einige meiner früheren Mitspieler.
TN: 1955 wurde in Driedorf der
Sportplatz gebaut, wo habt ihr davor eigentlich eure Heimspiele ausgetragen?
HD: Im „Alten Feld“ haben wir vorher
unsere Heimspiele ausgetragen.
TN: Wo war denn das „Alte Feld“?
HD: Das ist wenn man Richtung Potsdamer Platz fährt
auf der rechten Seite, jetzt hinter dem Hohen Rain, nach der leichten rechts
Kurve. Das „Alte Feld“ war eine Viehweide und jeden Sonntag wurden die Kühe vor
den Fußballspielen herunter getrieben. Als Fußballplatz wie man ihn heute kennt,
konnte man das „Alte Feld“ auf jeden Fall nicht bezeichnen. Der „Platz“ war
total uneben und auch nicht wirklich in gutem Zustand – klar es war ja auch
eigentlich für’ s Vieh gedacht und nicht zum Fußball spielen.
TN: Wie sahen denn damals die Tore
aus? Bestimmt nicht so wie heute oder?
HD: Die Tore waren aus Holz und die
standen auch fest verankert auf der Viehweide, wenn der TuS nicht spielte
grasten halt die Kühe um die Tore herum.
Abgestreut wurde übrigens mit Sägemehl, welches wir bei Sägewerk Klös holten. Da
wurde noch per Hand, ohne Wagen wie heute abgestreut. Da kam es natürlich auch
oft vor, dass die Linien nicht alle so akkurat und gleichmäßig waren, wie sie
heute sind. Aber auch das Spiel an sich war natürlich nicht vergleichbar mit
einem Fußballspiel von heute. Man durfte nicht auswechseln und auch die
Schiedsrichter hatten damals nicht so viel zu sagen wir heute. Vor allem haben
die Spieler sich nichts von den Schiedsrichtern sagen lassen. Da ging es oft
hoch her auf dem Sportplatz. Da kam es schon mal vor, dass man mit Latten und
Brettern aufeinander los ist. Aber das ist ja heute Gott sei Dank alles viel
gesitteter.
TN: Wie sah es denn damals mit der
Spielkleidung aus?
HD: Richtige Trikots gab es mit der
Sportplatzeröffnung. Meine Fußballschuhe habe ich mir am Anfang noch geliehen,
da ich selbst keine eigenen hatte. Unsere Spielkleidung war auch am Anfang nicht
grün-weiß. Die wurde erst grün-weiß als unser Vorsitzender Erich Konrad einen
grün-weißen Trikotsatz von der Polizei mitbrachte. Daher kommt im übrigen auch
die grün-weiße Vereinsfarbe des TuS.
TN: Wie kamt ihr damals eigentlich zu
den Auswärtsspielen?
HD: In der Jugend sind wir mit dem
Fahrrad gefahren z.B. nach Uckersdorf hin und zurück. Wenn wir Glück hatten,
hat uns "Victor' s Heinz" mit seinem Transporter gefahren, sofern er Zeit hatte. Und
in den Seniorenmannschaften ging es auf die Ladefläche eines LKW, oder auf den
Hänger eines Schleppers um zu den Auswärtsspielen zu gelangen.
TN: Gab es auch etwas wirklich
kurioses aus dieser Zeit an das du dich oft erinnerst?
HD: Da gab es natürlich vieles. Aber
was halt schon etwas kurios war, dass ist die Tatsache, dass wir oftmals unsere
Heimspiele im Kuhmist spielen mussten, da das „Alte Feld“ ja eine Viehweide war.
Diese wurde zwar vor den Spielen vom Vieh befreit, nicht aber von dessen
Hinterlassenschaften.
TN: Ein Sportheim gab es damals noch
nicht, wo habt ihr euch umgezogen, geduscht, gefeiert?
HD: Ja das war alles noch nicht
vorhanden und kam erst viel später. Aber der TuS war einer der ersten Vereine im
Lahn-Dill-Kreis, der ein Sportheim baute.
Unser Vereinslokal war der Westerwälder Hof (Festdorfs, Alter Ortskern in der
Wilhelmstraße Anm. d. Redaktion).
Dort wurde nach den Heimspielen in großen Zubern im Hinterhof „gepuddelt“.
Duschen konnte man das ja nicht nennen. Viele Leute hatten zuhause auch noch
keine Bäder oder Duschen wie man es heute kennt. Wenn es nicht zu „Festdorfs“
ging, ging es eben nach den Spielen nach hause. Aber meistens ging es zu
„Festdorfs“.
Denn dort wurde auch sehr oft gefeiert bis in die frühen Morgenstunden. Vor dem
Sportheimbau gab es lediglich eine Holzbude auf dem Parkplatz des heutigen
Getränkemarktes, von wo Essen und Trinken verkauft wurde. Diese Zeit war aber
eine unglaublich schöne Zeit und in der Holzbude konnte man auch schöne Stunden
verbringen, obwohl es nur ein Raum war und wirklich sehr eng dort drin zuging.
TN: Gab es damals eigentlich auch
schon so etwas wie Prämien oder ähnliches?
HD: Richtige Prämien gab es eigentlich
erst mit dem Aufstieg in die Bezirksklasse 1968. Vorher gab es vielleicht mal
hier und da eine Kleinigkeit vom Verein, aber keine fest ausgehandelten Prämien.
Aber ab dem Aufstieg in die Bezirksklasse wurde dann schon etwas fest
ausgehandelt. Das waren natürlich auch oftmals ganz heiß geführte Debatten. Aber
in den 50ern gab es noch etwas anderes: Jeder Spieler musste in jedem Training
50 Pfennig mitbringen, damit wir unseren Trainer bezahlen konnten. So etwas
würde es wohl heute auf keinen Fall mehr geben.
zurück zur Vereinsgesichte.
"Die 70er Jahre waren für mich die schönsten Jahre beim TuS Driedorf!"
TN:
Bubi wann und wie kamst Du eigentlich, als gebürtiger Beilsteiner zum TuS
Driedorf?
BH: Das war im Jahre 1968. Ich war damals 22 Jahre
alt, hatte in Beilstein ein paar Probleme im Sportverein und wollte mit dem
Fußballspielen ganz aufhören. Doch dann haben mich Gerhard Thomas und Egon
Germann dazu bewogen nach Driedorf zu kommen. Als Spieler war ich von 1968 bis
1979/80 aktiv. Danach war ich aber auch noch als Trainer, der C- und B-Jugend
beim TuS aktiv und bin seit nunmehr 42 Jahren Mitglied im TuS Driedorf (Stand
2010).
TN: Du bist einer der Sportler des TuS, die am
größten Erfolg der Fußballabteilung im Jahre 1973 aktiv beteiligt waren. Ihr
habt damals in Herborn den Kreispokal nach Driedorf geholt. Macht Dich das heute
noch stolz?
BH: Ja! Mit etwas Egoismus meinerseits auf alle
Fälle. Immerhin sind wir bis heute die einzige Mannschaft des TuS, die den Pokal
nach Driedorf holen konnte. Obwohl ja in der Vergangenheit doch noch mal hin und
wieder die Chance für einen Pokalsieg da gewesen wäre.
TN: Wie war die Situation vor diesem Endspiel 1973?
Wart ihr Außenseiter oder Favorit?
BH: Wir waren ganz klar Außenseiter. Dillenburg war
damals schon Hessenligist. Dennoch hatten auch wir eine starke Mannschaft, die
auch lange Jahre erfolgreich für den TuS Driedorf gespielt hat. Mit der gesamten
Situation und der Spielergeneration von heute ist und war die Mannschaft von
1973 allerdings in keinster Weise zu vergleichen.
TN: Wer waren die herausragenden Spieler des
Gegners, vor denen Ihr den meisten Respekt hattet?
BH: Da gab es schon einige. Unter anderem waren das
Günther Metz, H.-D. Moos, Hansi Franz, sowie Krämer und Bott. Dillenburg hat uns
damals wohl etwas unterschätzt, denn sie haben im Endspiel einige ihrer Asse
erst später eingesetzt,
was uns natürlich wiederum sehr entgegen kam.
TN: Du hast in der 10. Minute per
Elfmeter die 1:0 Führung erzielt. Kannst Du dich heute noch an deine Gedanken
unmittelbar vor dem Elfmeter erinnern?
BH: In der Liga habe ich die Elfmeter
regelmäßig verwandelt, von daher war ich
sowieso als Elfmeterschütze vorgesehen. Aber dennoch war es schon ein kribbeliges
Gefühl, denn man steht ja immerhin in einem Pokalendspiel.
TN: Du hast auch das 2:1 per Elfmeter erzielt. Also
gleich 2 Elfmeter in einem Endspiel für den TuS geschossen. Da gehört aber nun
ja wirklich eine sehr große Nervenstärke zu, oder?
BH: Beim 2. Elfmeter kam ja zudem noch hinzu, dass
ich zuvor im Strafraum von Moos gefoult wurde und den Strafstoß trotz aller
ungeschriebenen Fußballergesetze als gefoulter Spieler selbst geschossen habe.
Da ich allerdings zu dieser Zeit ein sicherer Elfmeterschütze war, habe ich mich
nicht wirklich um diese Fußballweisheit gekümmert und habe auch den 2. Elfmeter
rein gemacht.
TN: Gab es für den Pokalsieg damals eigentlich auch
eine Prämie?
BH: Wir bekamen auch eine kleine Prämie, aber ich
weiß nicht mehr wie viel. Viel wichtiger für uns als Mannschaft war damals das
gemeinsame Mittagessen im Westerwälder Hof, unserer Vereinskneipe, welches von
der Wirtin Veronika gestiftet wurde. Danach haben wir noch einen gemeinsamen
Spaziergang unternommen und sind anschließend zum Endspiel nach Herborn
gefahren. Nach dem Spiel wurden wir zudem noch von der Gemeinde Driedorf zu
einem Abendessen eingeladen.
TN: Wie fielen eigentlich 1973 die Feierlichkeiten
zum Pokalsieg aus?
BH: Das Endspiel war ja im November, noch dazu am
Buß- und Bettag, wo ja sowieso jeder frei hatte. In den folgenden Tagen und
übers Wochenende wurde natürlich richtig gefeiert. Da ging’ s schon gut ab. Die
Euphorie hielt lange an in Driedorf.
TN: Kannst du uns noch einige Deiner Mitspieler
nennen?
BH: Ja, die kann ich eigentlich alle aufzählen. Da
waren unter anderem Friedel Schäfer unser Coach, der uns richtig gut eingestellt
hat auf dieses Finale. Dann waren dabei: Peter Michel, Werner Zach, Hartmut
Benner von Niederrossbach, Karl-Heinz Seibel, Walter Weyel, Wolfgang Schild,
Achim Weyel, Manfred und Roland Schlosser, Harald Mücke, Günther Weber,
Heinz-Willi Gabriel und unser „Abbi“.
Das war damals
unsere Mannschaft in der wir lange und erfolgreich auch noch nach dem Pokalsieg
für den TuS spielten.
TN: War die Pokalsiegerzeit, die
schönste Zeit für Dich beim TuS Driedorf?
BH: Grundsätzlich muss ich sagen, dass
das meine schönste Zeit als Fußballer beim TuS Driedorf war, da wir dort von
Anfang an sehr großen Erfolg hatten. Das Highlight dieser Zeit war natürlich der
Pokalsieg. Der Pokalsieg ist ja heute immer noch das Aushängeschild der
Fußballabteilung des TuS Driedorf.
TN: Gibt es noch eine Besonderheit
allgemeiner Art aus den 60er und 70er Jahren, die Du unseren Lesern noch
mitteilen möchtest?
BH: Ich kann mich noch u.a. daran
erinnern, dass früher in der Weilburger Straße bei dem Uhrengeschäft H. Gimbel,
am heutigen Pizza Imbiss gegenüber der Volksbank, Sonntags Abends die
Spielergebnisse des Tages im Schaufenster an einer Tafel angebracht wurden. Dies
war ja im Gegensatz zum heutigen Zeitalter von E-Mail, SMS und Internet eine
große Besonderheit. Jeden Sonntag gegen 18 Uhr ging es an das Schaufenster, wo
die Tafel mit den Ergebnissen ausgestellt wurde. Das war für uns wie eine kleine
Pilgerstätte dort und alles traf sich zu dieser Zeit an diesem Ort.
Im Gegensatz zu heute, wo es leider immer anonymer und unpersönlicher per Mail,
SMS oder Internet von Statten geht, war das damals noch etwas richtig
besonderes.
TN: Was würdest Du dir für die Zukunft
beim TuS Driedorf wünschen?
BH: Meine Idee ist schon immer, dass
die große Jugendarbeit, die der Verein leistet, noch mehr honoriert wird. Dies
sollte durch den vermehrten Einsatz von Jugendspielern aus der eigenen Jugend
und der heimischen Umgebung geschehen. In meinen Augen wird das etwas
vernachlässigt. Jugendspieler aus Driedorf sollten mehr eingesetzt werden. Die
Jugendarbeit des Vereins ist nämlich das Kapital des Vereins für die Zukunft.
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